Отношение католической церки к гомосексуализму

Автор работы: Пользователь скрыл имя, 28 Августа 2009 в 00:39, Не определен

Описание работы

нем. язык

Файлы: 1 файл

homo2.doc

— 71.50 Кб (Скачать файл)
  • Die sittliche Beurteilung 
    der Homosexualität
  • Moralhistorische Anmerkungen zum christlichen Standpunkt[1]
   

 Einführung

Die christliche und insbesondere die römisch-katholische Beurteilung der Homosexualität als Neigung und in ihren Vollzügen hinsichtlich ihrer sittlichen Qualität scheinen in der postmodernen Gesellschaft wenig konsensfähig. So sehr sich die Kirche der Welt öffnen muss im Sinn eines missionarischen Dialogs mit der Zeit und im Hinblick auf ihre spezifischen „Zeichen“, so wenig darf sie sich zur unkritischen Übernahme nichtchristlicher Denkmuster und Verhaltensweisen bereit finden. Wo nötig, ist sie aufgerufen, „Zeichen des Widerspruchs“ zu sein, gerade um des Menschen und seiner unveräußerlichen Würde willen!

Wenn im folgenden der Versuch unternommen wird, einige Streiflichter auf die historische Entwicklung der Beurteilung des überaus vielschichtigen Phänomens der „Homosexualität“[2] zu werfen und hier vor allem auf die christliche Wertung einzugehen, so soll gleich zu Anfang eine methodische Vorentscheidung offen gelegt werden: Es geht dem katholischen Moraltheologen, wenn er moralhistorische Gesichtspunkte in seine Argumentation einbezieht, nicht um eine (prinzipiell gar nie mögliche) „wertfreie“ Darstellung. Zugrunde liegt den folgenden Überlegungen die Sicht des katholischen Lehramts, wie sie sich auch im „Katechismus der Katholischen Kirche“ (Nr. 2357-59) ausdrückt: Homosexualität als Neigung ist zwar ungeordnet, aber in sich nicht sündhaft. Sündhaft sind hingegen die homosexuellen Akte, wenn sie bewusst und frei gesetzt werden.[3] Damit wird zugleich dem objektiven Bereich der Norm und des göttlichen Gebotes als auch der subjektiven Sphäre der menschlichen Person und ihrer Verantwortlichkeit Rechnung getragen. Diese Unterscheidung war im christlichen Horizont zumindest implizit auch früher gegeben und ist nicht ganz so neu, wie meist angenommen wird[4], wobei für die richtige Interpretation der Kontext und der lebensgeschichtliche Zusammenhang wichtig sind.

Eine wenigstens ansatzweise historische Betrachtung – mehr kann an dieser Stelle nicht erwartet werden – bietet den Vorteil, aufgrund der Kenntnis des Entwicklungsgangs der ethischen Beurteilung und Diskussion zu einem vertieften Verständnis des Problems in der Gegenwart zu finden.[5]

  • Die sittliche Beurteilung der Homosexualität in der Antike

Wenn festgestellt wird, bis in die Spätantike sei im Mittelmeerraum der „Strukturierungsprozess der Sexualität“ nicht abgeschlossen gewesen, ausgenommen in der christlichen[6], so kann das hingehend interpretiert werden, dass zwar „alle Gesellschaftsformationen ... bisher Homosexualität als Ausnahme von der Regel“ ansahen[7], ihre eindeutige moralische (Dis-)Qualifikation im Hinblick auf den aktuellen Vollzug aber nur im jüdisch-christlichen Verständnishorizont möglich war.

Gewisse „primitive“ Stammeskulturen gestatteten dem zum Mann heranreifenden Jüngling erst nach zunächst passiver, dann aktiver Homosexualität auch den heterosexuellen Umgang, weil man meinte, „erst Männerliebe“ gewähre „dem Knaben die Fülle der männlichen Kraft“.[8]

Ägypten und Kanaan werden im Alten Testament wegen ihrer homosexuellen Praktiken – oft im Rahmen von Tempelprostitution – kritisiert (vgl. Lev 18,3 ff). Diese Praktiken in ihrer relativen Häufigkeit aufgrund von Originaldokumenten nachzuweisen ist allerdings schwierig.[9]

In Mesopotamien und Altsyrien wurde männliche Homosexualität in früher Zeit allem Anschein nach nicht unterdrückt und auch nicht als sittlich negativ qualifiziert. Nach dem Grundmuster der babylonisch-assyrischen Kulte manifestierten sich die Gottheiten auch in der Sexualität. So trugen sie durch ihre Dienerinnen und Diener allen Anhängern, Männern wie Frauen, auch in sexueller Hinsicht Rechnung, egal ob  sich ihr Verlangen auf das gleiche, das andere oder auf beide Geschlechter richtete.[10]

Homosexualität war im Iran weit verbreitet, sie wurde aber von der zoroastrischen Religion verurteilt.[11]

Was das antike Griechenland betrifft, so war die Homosexualität nicht nur in Sparta und Kreta gängige Praxis, sondern sie war mancherorts gar zu einer „Art ständischer Initiation“[12] geworden, durch welche männliche Jugendliche in die Welt der adligen Männergesellschaft aufgenommen wurden. Als solche war sie vorübergehend, aber anerkannt. Gesetze gab es gegen Nötigung zur Homosexualität, doch waren z.B. Sklaven ohne Rechtsschutz und somit jedem Missbrauch ihrer Herren ausgesetzt.[13] Außerdem existierte eine „philosophische Homosexualität“, wobei persönlich nicht involvierte Philosophen wie Sokrates oder Platon die Homosexualität im Lehrer-Schüler-Verhältnis theoretisch rechtfertigten, da die gleichgeschlechtliche Liebe sowohl einen epistemologischen wie pädagogischen Wert in sich trage[14], eine für die christlich-jüdische Denkweise inakzeptable Vorstellung! Treffend bemerkt in diesem Zusammenhang Karl Hoheisel über diesen dunklen Schatten antiker griechischer Philosophie: „Doch Sokrates hatte mit dem Feuer gespielt: Platon und alle seine Nachfolger gerieten in die Nähe zur Tradition der Homosexualität.“[15]

Im antiken Rom wurde ursprünglich nicht die Homosexualität als solche, sondern nur die in Griechenland wichtigste Form der Homosexualität unter Freigeborenen abgelehnt.[16] Allmählich kam es zu einer philosophischen Entwertung männlicher Liebesbeziehungen.[17] Christliche Kaiser erließen in der Folgezeit auch gesetzliche Bestimmungen gegen Homosexualität.[18]

Ein kurzer Blick auf den Islam zeigt, dass die Homosexualität zwar religiös-ethisch verboten, eine rechtliche Sanktionierung in der Praxis aber durch strenge Beweisregeln fast unmöglich gemacht wurde. Teilweise wurde sie offiziell geduldet und praktiziert, besonders an Fürstenhöfen. Homosexuelle Kontakte wurden durch die strenge Geschlechtertrennung in bestimmtem Ausmaß gefördert.[19]

  • Die sittliche Beurteilung der Homosexualität in der Heiligen Schrift

Im Folgenden soll keine exegetische Spezialuntersuchung geboten werden, wohl aber ein auf bibelwissenschaftlichen Erkenntnissen fußender Überblick über die Stellungnahme der Bibel des Alten und Neuen Testaments zur Homosexualität. Darauf baut die folgende Tradition der Kirche auf; die Schrift als Wort Gottes ist bleibend normativ für die Kirche und ihr Lehramt.

  • Altes Testament

Die hebräische Bibel (AT) bietet eine Sicht, die sich von der Umwelt Israels und den antiken Völkern völlig unterscheidet: Volles Menschsein bedeutet Zuordnung und Gemeinschaft mit dem anderen Geschlecht.[20]

Gott schuf den Menschen als Mann und Frau (Gen 1,27), die einander ergänzen und die im Bund der Liebe „ein Fleisch“ werden sollen. „Das biblische Menschenbild ist somit heterotrop. Homosexuelle Vergehen werden verurteilt (Lev 18,22; 20,13; Röm 1,24-32; 1 Kor 6,9-10; 1 Tim 1,8-11). Sie entsprechen nicht der Schöpfungsordnung.“[21]

Die Geschichte von Sodom in neuerer exegetischer Auffassung kein eindeutiges Argument für die biblische Verurteilung der Homosexualität, da hier auch das Gastrecht verletzt wird – dafür erfolgt die Bestrafung.[22]

Dass die innige Freundschaft Davids mit Jonathan (1 Sam 18,2-4) einen homosexuellen Charakter gehabt habe, lässt sich weder beweisen noch auch zwingend widerlegen. In der traditionellen kirchlichen Interpretation hat diese Auslegung jedenfalls keine Grundlage. Doch selbst bei Annahme einer homoerotischen oder gar homosexuellen Prägung dieser Freundschaft wäre damit keine Billigung von Homosexualität durch die Bibel vorgenommen, da die Heilige Schrift vieles darstellt und beschreibt, ohne es zugleich sittlich und religiös gutzuheißen.[23]

Das Alte Testament und das Judentum kennen einen Topos, nach dem der sittliche Verfall im Heidentum zurückzuführen ist auf die Leugnung des einen Gottes. Dies trifft auch auf die sittlich negativ beurteilte praktizierte Homosexualität zu.

Eine wichtige Stelle ist hier Weish 14,26 f, wo es über die heidnische Welt heißt: „Es herrscht Umkehrung der Werte, undankbare Vergeßlichkeit, Befleckung der Seelen, widernatürliche Unzucht, Zerrüttung der Ehen, Ehebruch und Zügellosigkeit. Die Verehrung der namenlosen Götzenbilder ist aller Übel Anfang, Ursache und Höhepunkt.“ Die eigentliche Sünde ist also der Abfall von Gott, der alle anderen Übel im Gefolge nach sich zieht, so auch die Verkehrung des Verhaltens im sexuellen Bereich.

  • Neues Testament

Auf dieser Linie liegt auch der Völkerapostel Paulus, wenn er in Röm 1,26 f die praktizierte Homosexualität als schuldhafte Verirrung beurteilt, die eine tiefere Ursache hat: „Der schlimme Zustand der Heidenwelt ist Folge ihres Götzendienstes. Weil sie die doxa Gottes mit Götzenbildern vertauscht haben, hat dieser bewirkt, dass sie nun bei sich selber Richtung und Ziel im Sexuellen vertauschen[24] Es wird beide Male das selbe Verbum „vertauschen“ (allásso) gebraucht. Paulus geht es nicht um psychologische Erklärung, wohl aber um Deutung der theologischen Zusammenhänge. Es ist darum nicht möglich, eine Aussage über den Einzelfall homosexueller Veranlagung hinsichtlich ihrer Ursache zu treffen. Auch ist mit dieser auf die objektiven Zusammenhänge abzielenden Beurteilung des Apostels die Bewertung subjektiver Schuld bei homosexuellem Tun nicht vorweggenommen.

Von Paulus werden alle nicht zwischen Mann und Frau vollzogenen Geschlechtsakte als „para physin“ (an der Natur vorbei) abgelehnt: „Wie die Menschen mit dem Abrücken von der Erkenntnis des wahren Gottes wenn nicht in Widerspruch zu, so doch neben die Ordnung Gottes bzw. der Schöpfung gerieten, so steht Geschlechtsverkehr von Männern untereinander, selbst ein Ergebnis des Abweichens vom einen Gott, im selben Sinne außerhalb dieser Ordnung.“[25]

Wenn heute manche meinen, Paulus habe Homosexualität „nur als frei gewählte Form der Lustbefriedigung, also als Perversion und Sünde“ abgelehnt[26], aber nicht jede Form ihrer Aktualisierung, so nimmt diese Interpretation den Paulustext in seiner Aussageabsicht nicht ernst und gelangt dadurch zu einer mit dem heutigen Zeitgeist leichter vereinbaren Sicht, welche nicht mehr heilsame Provokation bedeutet, sondern nachträgliche Bestätigung dessen, was sich menschlicher Autonomismus auch im sexuellen Bereich gegenüber dem Gottes Gebot herausnimmt. Demgegenüber fasst Korff zusammen, dass für Paulus homosexuelles Verhalten „geradezu zum Symbol einer von Gott abgewandten, in sich verkehrten Welt“ geworden sei.[27]

Jesus Christus nimmt nicht ausdrücklich Stellung zur Homosexualität. In diesem Zusammenhang ist seine klare und positive Bewertung der Ehe und der darin vollzogenen sexuellen Hingabe von Bedeutung (vgl. Mt 19,3-12). Dies schließt die Anerkennung der gottgewollten Polarität von Mann und Frau ein, zu der eine homosexuelle Haltung und Praxis in Widerspruch stellt. Indem Jesus die Ehe auf das Geheimnis des Anfangs – den Schöpfungsplan Gottes – zurückführt, zeigt er einschlußweise auch, dass alles, was im Widerspruch zur rechten Sicht der Ehe und ihren aus der gegenseitigen Liebe und Treue kommenden Vollzug steht, gegen diese Schöpfungsordnung Gottes gerichtet ist. Wer um des Himmelreiches willen wie Jesus auf die Ehe verzichtet (Jungfräulichkeit, Zölibat), anerkennt diese doch als hohen Wert und verneint nicht ihre gottgewollte Ordnung sowie die darin vollzogene sexuelle Begegnung von Mann und Frau.

Die in den Lasterkatalogen 1 Kor 6,9 f und 1 Tim 1,8-10 verwendeten Termini „malakoi“ und „arsenokoitai“ lassen sich kaum eindeutig in ihrer genauen Bedeutung bestimmen; die Interpretation in Richtung Homosexualität ist aber wahrscheinlich zutreffend.[28]

Auf der Basis der Schrift lässt sich also eine eindeutige Ablehnung homosexuellen Verhaltens nachweisen. Zugestanden werden kann, dass über Homosexualität als Neigung noch kaum reflektiert wurde, was aber die biblisch negative Wertung der homosexuellen Akte in ihrer Normativität für die spätere theologische Reflexion nicht aufhebt.

  • Die sittliche Beurteilung der Homosexualität bei den Kirchenvätern

Die sittliche Bewertung der Homosexualität verbindet in Weiterführung von Röm 1,26 f das von der Stoa entwickelte Naturrechtsparadigma mit einer schöpfungstheologischen Sicht: „Schöpfungsgemäßes Handeln bedeutet secundum naturam vivere. Homosexuelles Handeln ist ein Handeln contra naturam[29]

Justin verurteilt Homosexualität als spezifisch heidnisches Laster.[30] Bei Lactantius gilt homosexuelles Tun als besonders schwere Sünde und als Erfindung des Teufels.[31]

Cyprian von Karthago verurteilt die homosexuelle Praxis entschieden.[32] Er hält aber im Gegensatz zu Tertullians Rigorismus[33] keine Sünde für unvergebbar, auch nicht die homosexuelle Abirrung.[34]

Bisweilen findet sich bei Apologeten und Kirchenvätern auch der „Reflex zutiefst sexualitätsfeindlicher Zeitströmungen“.[35] So ansatzweise auch bei Clemens von Alexandrien, der die Lust als legitimen Aspekt der Sexualität auszuklammern scheint und „jede Form der Geschlechtslust, die nicht ihrem einzigen Zweck, der Zeugung, diente, kategorisch“ ablehnt.[36] Bezüglich der homosexuellen Akte urteilt er: „Deshalb ist es für uns ohne jeden Zweifel klar, dass man die Unzucht mit Männern und die unfruchtbaren Begattungen und die Päderastie und die von Natur unmöglichen Verbindungen der Androgynen vermeiden muss, gehorsam der Natur, die selbst solches durch den Bau der Glieder verbietet, indem sie dem männlichen Geschlecht die Manneskraft verliehen hat, nicht dass es den Samen in sich aufnehme, sondern dass es ihn von sich ergieße.“[37]

Die Synode von Elvira (305) verbot die Rekonziliation von Knabenschändern selbst in der Todesstunde[38]; dagegen wandte sich das Konzil von Nicäa (325).[39] Die Novellen Nr. 77 und 141 des christlichen Kaisers Justinian aus den Jahren 538 bzw. 559 befassen sich mit homosexuellen Vergehen, die aufs schärfste verurteilt werden. Unter anderem heißt es: „Denn wegen solcher Vergehen entstehen Hungersnot, Erdbeben und Pest, und darum ermahnen wir sie, sich der angegebenen unerlaubten Handlungen zu enthalten, damit sie nicht ihr Seelenheil verlieren.“[40] Von einer solchen pauschalen Feststellung aus, die Justinian in der alttestamentlichen Sodomerzählung begründet wissen will, war es nicht weit dazu, Sündenböcke für Naturkatastrophen gerade bei praktizierenden Homosexuellen zu finden – ein Beispiel für ungerechte Diskriminierung und Verdächtigung, die Homosexuellen oft widerfahren ist.

Am umfassendsten wandte sich Johannes Chrysostomos gegen die Homosexualität bei den Heiden, aber auch unter Christen.[41] In seinem Römerbriefkommentar meint er: „Es gibt nichts, was schlimmer wäre als dieser Frevel.“ Als Hauptgrund für die sittliche Verwerflichkeit nennt er die krasse Widernatürlichkeit der Homosexualität. Und er fragt: „Welche Höllenstrafen werden groß genug sein für solche Menschen?“[42] Die unmittelbare Strafe liegt nach seinen Worten bereits in der Sünde selbst, in der Abkehr von der rechten Ordnung, die den Sündern in ihrer Verblendung oft gar nicht mehr bewußt ist.[43]

Augustinus betont, „dass Männer beim Geschlechtsverkehr die Rolle des Weibes spielen, ist nicht naturgemäß, sondern widernatürlich.“ Und er tadelt jene, die im Namen der heidnischen Götter „diese Seuche, dies Verbrechen, diese Schmach“ sogar „in jenem Kult gewerbsmäßig“ betreiben.[44]

Dieser kurze Überblick zeigt: Es gab bei den Kirchenvätern und kirchlichen Schriftstellern gerade in Bezug auf die sittliche Wertung der Homosexualität zeitbedingte Elemente und leider auch echte Diskriminierungen von homosexuellen Menschen. Unbeschadet aller diesbezüglichen Trübungen und Verzerrungen hielt sich in der Kirche die von der Offenbarung vorgegebene Grundlinie durch: Homosexuelles Verhalten ist Ausdruck des Abfalls von Gott und gegen die Schöpfungsordnung gerichtet. Daher ist es in schwerer Weise ein Verstoß gegen das Gebot Gottes und für einen Christen auf jeden Fall zu meiden.

  • Die sittliche Beurteilung der Homosexualität in Kirche und Theologie des Mittelalters

In den mittelalterlichen Bußbüchern wurde homosexuelles Tun unter die schuldhaften sexuellen Verfehlungen gerechnet.[45] Extreme Anschauungen – die keineswegs den kirchlichen und theologischen „mainstream“ repräsentieren – qualifizierten bereits die ungeordnete Lust als solche als sündhaft. In dieser Linie gab es keinen Raum für eine adäquate Unterscheidung von homosexueller Neigung und homosexuellem Tun.

„In den früh- und hochmittelalterlichen Bußbüchern wird die Homosexualität ohne besondere Hervorhebung im Rahmen der sonstigen Sexualdelikte mit verschiedenen Kirchenstrafen belegt. Theologen aus der Zeit des ‚Reformpapsttums’ fordern eine schärfere Strafpraxis (Petrus Damiani).“[46] Dieser Theologe hat in seinem um 1049 verfaßten „Liber Gomorrhianus“ die homosexuelle Betätigung auf schärfste verurteilt.[47] Im Hintergrund standen konkrete Vorkommnisse auch innerhalb des Klerus, gegen die sich Petrus Damiani wenden musste. Homosexualität sah er als Bedrohung nicht nur für die Kirche, sondern auch für die Gesellschaft. Die „von Petrus geprägten Metaphern (Krebsgeschwür, Gift, Virus)“ übten „großen Einfluß auf die Perhorreszierung der Gleichgeschlechtlichkeit im gesamten Mittelalter“ aus.[48]

Im 3. Laterankonzil (1179) wurde angeordnet, als homosexuell überführte Kleriker zu degradieren sowie Laien aus der Kirchengemeinschaft auszuschließen.[49]

Nach Thomas von Aquin zählt Homosexualität zu den widernatürlichen Unzuchtssünden („vitium contra naturam“). Er nimmt eine zweifache Einteilung der Unzuchtssünden („luxuria“) vor: Es gibt solche, die der rechten Vernunft („ratio recta“) entgegenstehen, und es gibt andere, die darüber hinaus auch noch direkt „gegen die natürliche Ordnung des sexuellen Aktes“ gerichtet sind, wie sie dem Menschen entspricht.

Zu diesem „vitium contra naturam“ zählt er dann wiederum vier Gruppen: Jemand sucht „ohne sexuelle Vereinigung um der Lust willen“ den Orgasmus (= Selbstbefriedigung); jemand bedient sich einer „Sache nicht derselben Art“ für den geschlechtlichen Vollzug (= Bestialität); jemand vollzieht den „Beischlaf mit dem nicht gebührenden Geschlecht“ (= Homosexualität); jemand beachtet „nicht die natürliche Art und Weise des Beischlafs“, entweder in Hinsicht auf ein „ungebührliches Mittel“ oder im Hinblick auf „andere scheußliche und bestialische Weisen des sexuellen Vollzugs“ (z.B. Anal- und Oralverkehr).[50]

Der Aquinate fragt nach der objektiven Schwere der Sünden gegen die Natur, zu denen die schon erwähnten vier Gruppen zählen. Seine Auffassung ist, dass diese Sünden innerhalb der Unzuchtssünden von der Sache her die schwersten sind, da der Mensch dabei das übertritt, „was gemäß der Natur bezüglich des geschlechtlichen Vollzugs festgelegt ist“ („quod est secundum naturam determinatum circa usum venereorum“).[51] Eine Aussage über die Schwere der Schuld im Einzelfall macht er dabei nicht, da für Thomas von Aquin feststeht, dass zur subjektiven Anrechenbarkeit einer Schuld als schwer die bewusste und freiwillige Zustimmung zur Übertretung des Gebotes Gottes in einer wichtigen Sache gegeben sein müssen.

Информация о работе Отношение католической церки к гомосексуализму